A-nrd Studio gestaltet Innenräume und wurde mehrfach dafür ausgezeichnet. Schade, dass die beiden Designer fast nur in Großbritannien arbeiten.
Ein besonders schönes Beispiel für die Arbeit von Alessio Nardi und Lukas Persakovas ist leider nicht mehr zu besichtigen: Das Birch Selsdon Hotel im Süden Londons musste Ende 2023 wegen Insolvenz schließen. Kaum ein Jahr nach Vollendung des 15 Millionen Pfund teuren Umbaus, für den beide das Interior Design entwarfen, war schon wieder Schluss.
Dabei erntete ihr Umgang mit dem Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert überall nur Lob und heimste zahlreiche Preise ein. Das Design-Duo entdeckte während der Restaurierung verborgene Schätze wie Mosaikparkettböden, versteckte Runderker und alte dekorative Steinfassaden. „Nachhaltigkeit und verantwortungsbewusstes Design sind uns sehr wichtig“, erklärt Persakovas, „wir gehen an ein Projekt immer mit dem Ziel heran, vorhandene Elemente aufzuwerten, die Folgen einer Renovierung auf die Umwelt zu reduzieren und übermäßige Baumaßnahmen zu vermeiden.“
Alt und neu – gekonnt kombiniert
Die Wiederverwendung von Vintage-Designs spielt in den Konzepten von A-nrd Studio eine wichtige Rolle. „Ich verbringe einen Großteil meiner Freizeit damit, lokale Geschäfte in London – oder wo auch immer auf der Welt – zu durchstöbern und Vintage-Möbel zu sammeln“, ergänzt Nardi. „Sie verleihen einem Raum mit ihrer perfekten Unvollkommenheit so viel Aussagekraft und Charme.“
Das Wechselspiel aus Alt und Neu zeigt sich an fast allen Projekten, die A-nrd Studio in und um London realisiert hat. Viel Gastronomie ist darunter – von der Crêperie und Cider-Bar in Covent Garden über das westafrikanische Restaurant Akara bis zum Kudu-Grill. Und oft schimmert historische Bausubstanz durch, um sich mit ebenso zeitgemäßem wie zeitlosem Design zu mischen. „Alle unsere Projekte haben eine verbindende Wirkung, obwohl wir direkte Referenzen, Klischees und Themen vermeiden“, so Lukas, der aus Vilnius stammt. „Wir versuchen, spezifische Designdetails, Materialien, Farben und Texturen miteinander zu verweben, um Konzepte zu schaffen, die für jeden Kunden einzigartig sind, aber dennoch einen ähnlichen Ansatz haben“.
Handwerk und hohe Materialqualität
Sein Partner und Mitgründer Alessio kommt aus Norditalien, einer Region zwischen Mailand und Comer See, in der es traditionell viele Tischlereien und Möbelhersteller gibt. „Das trug dazu bei, meine Wertschätzung für Materialien und das Handwerk zu fördern“, erklärt er. „Wir verwenden gerne alte Stücke und arbeiten mit anderen aufstrebenden Herstellern sowie Künstlern zusammen. Es ist wichtig, andere Talente zu fördern, wenn man eine Plattform dafür hat – neben dem Design unserer eigenen maßgeschneiderten Möbel und Beleuchtungsstücke“.
Für die Zukunft ist geplant, wieder mehr im Einzelhandelsdesign zu arbeiten. Beide haben bereits an der Einführung von Bloomingdale’s Kuwait mitgewirkt. Vor seiner Zeit mit Lukas entwarf Alessio den Christian Louboutin Store bei Harrods in London. Und dann steht neben vielen Projekten in der Londoner Gastroszene ein neues Boutique-Hotel in Schottland auf dem Plan. Wir sind gespannt.
