AUS ZWEI MACH EINS

TEXT: MARCO BERTOLINI/ SONJA LUKENDA

AUF DEN ERSTEN BLICK SIND ES BENACHBARTE HÄUSER, DAS EINE EIN FISCHERHAUS MIT GARTEN, DAS ANDERE EIN KLASSISCHES HERRENHAUS. DOCH DIE CASA BIANCA UND DIE VILLA LUCE GEHÖREN UNTRENNBAR ZUSAMMEN! EIN BESUCH BEI FAMILIE MOLTRASIO IN LAGLIO.

Dieses luftige und elegante Familienanwesen mit einem schönen Garten liegt am südwestlichen Arm des Comer Sees in Laglio. Das kleine Städtchen am Fuße eines Hügels atmet Geschichte ebenso wie Zeitgeist: Mit seinen traditionellen Läden in den verwinkelten Gassen, den Treppen aus lokalem Stein und einem Yachthafen, Bars und Restaurants mit Blick auf den See und die umliegenden Ausläufer der Alpen.

Entlang des Ufers reihen sich traumhafte Villen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, eine alte Kirche mit ihrem Pfarrhaus unterbricht eine Reihe von Gärten und Bootshäusern. Zahlreiche Spazierwege laden Besucher zum Flanieren ein. Der Ort gilt auch als beliebtes zweites Zuhause für einige berühmte Hollywood-Stars wie etwa George Clooney. Auch für die Geschwister Massimo und Francesca Moltrasio war das malerische kleine Städtchen immer schon ein idealer Rückzugsort. Sie stellen die junge Generation in einem Familienunternehmen, das bereits seit 1867 Heimtextilien produziert.

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FOTOS: MARCO BERTOLINI/ LIVING INSIDE

Bei der Umsetzung des Sanierungsprojekts für ihre beiden Häuser hatten sich die Geschwister gegen die Hinzuziehung eines Interior-Designers entschieden. Sie wollten eigene Gestaltungskonzepte entwickeln, um die unterschiedlichen Identitäten und Stimmungen der Gebäude beizubehalten. Sie nahmen die Sache selbst in die Hand und verwendeten viel Sorgfalt darauf, den Geist der alten Gebäude zu bewahren. Das Ergebnis ist ein Beispiel dafür, wie sich das empfindliche Gleichgewicht zwischen gestern und heute behutsam meistern lässt: zwei Häuser, zwei Stile, die harmonisch miteinander verbunden, aber leicht voneinder zu trennen sind – sollte das eines Tages gewünscht sein. Die Sanierung des Anwesens nahm drei Jahre in Anspruch und ermöglichte es, viele der ursprünglichen Baumaterialien zu bewahren. Darunter auch die alten Fußböden aus Holz, lokalem Moltrasio-Stein und Terrakotta aus der Lombardei: verschiedene Materialitäten, roh und verwittert, behutsam gereinigt und restauriert, ohne deren jahrhundertealte Patina zu zerstören. Auch die originalen Türen, Fensterläden, Fenster und gusseisernen Heizkörper wurden von lokalen Handwerkern wieder meisterhaft instandgesetzt. Und selbst Details wie Lichtschalter, Griffe oder Steckdosen wurden im ganzen Haus dazu passend abgestimmt – für ein einzigartig ausgewogenes Ambiente. Dahinter verbergen sich jedoch modernste Heizungs- und Elektrosysteme. Das Anwesen verfügt über ein Dutzend Schlafzimmer, die meisten davon sind mit einem eigenen Badezimmer ausgestattet. Technisch gesehen stehen auf dem Grundstück zwei separate, aber miteinander verbundene Gebäude mit insgesamt über 500 Quadratmetern auf jeweils drei Ebenen.

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FOTOS: MARCO BERTOLINI/ LIVING INSIDE

Die Villa Luce ist das prächtige, klassische Haupthaus. Es wurde 1846 erbaut und ist in großzügige, sorgfältig eingerichtete Räume unterteilt. Im Erdgeschoss empfängt den Besucher ein offener Flur, der einen herrlichen Blick auf den See freigibt und in den Garten führt. Das Wohnzimmer mit seinem historischen Kamin und den breiten Fenstern bietet zu jeder Jahres- und Tageszeit eine fesselnde Aussicht. Die Innenausstattung des Hauptflügels ist typisch für die Zeit zwischen den dreißiger und vierziger Jahren. Die Räume sind mit Möbeln und Erbstücken der Familie eingerichtet, zumeist Art déco. Die alten Polstermöbel wurden vorwiegend mit Stoffen von Dedar und Imatex neu bezogen. Die Heimtextilien stammen aus eigenen Produktlinien. Sie sind aus Kaschmir und Leinen, die Bettwäsche aus Perkal, dazu feine Frottiertücher, aber auch handbesticktes Leinen aus dem letzten Jahrhundert.

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FOTOS: MARCO BERTOLINI/ LIVING INSIDE

Die Küche der Villa Luce verbindet elegant moderne Funktionalität mit klassischen Details. Sie wurde von Lab Understate entworfen, mit Elementen aus satiniertem Metall und Marmor-Ar- beitsflächen. Eine imposante Doppelflügeltür aus Glas und Bronze verbindet sie mit dem Esszimmer. Gleich nebenan lädt ein Raum zu Kontemplation und Lektüre ein. Die Wände dort schmücken handbemalte Tapeten von Elena Carozzi, die in der Vergangenheit mit „Somma 1867“ – einem der beiden hauseigenen Labels – an einer maßgeschneiderten Bettwäschekollektion gearbeitet hat. Die Hauptbäder sind mit Fliesen, Armaturen und sanitären Einrichtungen von Salvatori, Agape und Antonio Lupi ausgestattet. Die Auswahl der Tisch- und Deckenleuchten ist ebenfalls meisterlich: ein gelungener Kontrast zwischen zeitgenössischer belgischer und italienischer Formensprache. Einige Stücke hat Designer Renzo Serafini speziell für die Moltrasio-Häuser entworfen. Im Treppenhaus bringt ein Kronleuchter aus poliertem Messing und geschliffenen Glaskugeln von Formagenda Licht ins abendliche Dunkel.

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FOTOS: MARCO BERTOLINI/ LIVING INSIDE

Die Casa Bianca, das kleinere und rustikalere der beiden Gebäude, ist ein ehemaliges Fischerhaus aus dem 18. Jahrhundert. Es wurde mit weniger Aufwand an Material und Dekor erhalten, um seinen informellen Charakter zu unterstreichen. Der Garten mit einem privaten Zugang zum See – wurde nach den Plänen der Mutter der Eigentümer angelegt: mit seltenen Rosen, typischen Pflanzen des 19. Jahrhunderts, Granatapfel- und Erdbeerbäumen. Zwei prächtige Exemplare der Süßen Duftblüte (Olea Fragrans) mit ausladenden Baumkronen strukturieren die Fassade der Villa in perfekter Symmetrie. Das verschwenderische Grün des Gartens, der Ausblick von dort auf See und Alpenpanorama verleihen diesem Anwesen einen unbestreitbaren Charme. Es ist der ideale Ort, um die kommenden warmen Sommertage zu genießen.

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