Der Mailänder Davide Gatto ist schwer aufzuspüren.
Seine handgefertigten Taschen Modelle sind in keiner Boutique auf der ganzen Welt zu finden. Richtige Homepage? Fehlanzeige. Lediglich auf Instagram ist Gatto präsent: rund 800 Beiträge mit zirka 3.000 Followern. Das scheint zunächst nicht so wirklich nachvollziehbar, doch dazu kommen wir später. Posts wie von seinem großen Shopper lassen nur erahnen, welch kreatives Potenzial in seiner kleinen Ladenwerkstatt in der Via Santa Marta wartet. In der schmalen Gasse ist der Eingang kaum zu finden.
Ein dezenter Namenszug auf der Glastür, that‘s it. Wer hier eintritt, landet in einer anderen Welt: einige wenige Ledertaschen und gemusterte Bags, zwei schräg bekleidete Schaufensterpuppen mit textilen Masken als Gesicht, von der Decke wirft ein Kronleuchter wirres Licht.
Dazu holzgetäfelte Wände in Dunkelblau mit roten Farbfeldern– so sieht der kleine Laden aus. Im Nebenraum, vergleichbar miteinem Atelier, herrscht pures Chaos.
In einer Vitrine türmen sich Garnrollen und stapeln sich über dem Möbel weiter bis hoch zur Decke. Links davon wächst ein Textilberg – ein wildes Durcheinander aus Farben und Mustern. Genauso faszinierend wie der lange, schmale Tisch an der Rückwand des Raums mit weiteren Taschen, Werkzeug und Häkelarbeiten. Gatto verwendet diese Technik für viele seiner Taschen (rechts), die meisten davon entstehen nach Kundenwunsch. Manche mit Mustern, andere in Uni – doch es gibt noch eine weitere Spezialität: Gatto motzt vorhandene Taschen auf. So lassen sich manche Kundinnen und Auftraggeber ein Schätzchen von Goyard oder Prada umhäkeln, jede Tasche erhält ein Outfit nach Wunsch. Der Taschendesigner spielt dafür auch schon mal mit den Logos der Hersteller und häkelt diese nach. Häkeln, Gatto spricht von „Crochet: eine einfache Technik und sehr sexy. weiterlesen in Heft 05/2022 >>>